
Die meisten von uns sind auf Eigentum und die damit ersehnte Sicherheit konditioniert. Unsere Gesellschaft funktioniert in weiten Teilen über „mein“ und „haben“ und über Absicherung von Eigentum. Es erfordert einen mutigen Anlauf, um dem Leben ganz zu vertrauen, Sicherheit im Teilen und im Miteinander zu finden, gruppenbezogener zu denken und zu fühlen.
Der genossenschaftliche Ansatz stellt dem Konzept Privateigentum eine solidarische Alternative gegenüber. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass eine Gruppe, bzw. Genossenschaft für dich sorgt, du deine Verantwortung abgeben kannst. Eine Gemeinschaft, Genossenschaft, Gruppe funktioniert über die Umkehrung des Erwartungs- und Konsumprinzips. Die Frage an dich lautet also tatsächlich nicht, was die Gruppe bzw. Genossenschaft für dich tun kann, sondern vielmehr, was du zum Gelingen des Projektes beitragen kannst. Wir alle sind aufgefordert daran zu arbeiten vom Nehmenden zum Gebenden zu werden.
Genossenschaftsanteile und Finanzierung
Die Finanzierung des Projektes, einschließlich der Eigenmittel zum Bauen von Wohnungen, wird über Genossenschaftsanteile realisiert, die die Mitglieder der Genossenschaft aufbringen (müssen). Mindestens 33% der Baukosten bestehen aus diesen eingebrachten Genossenschaftsanteilen. Demnach werden 67% der Kosten fremd finanziert (GLS Bank, KfW, Privatdarlehen, Solidaranteile). Zins, Tilgung und laufende Kosten werden über die Miete erwirtschaftet, die jedes im Projekt wohnende Mitglied monatlich zahlt.
Was bedeutet das konkret in Zahlen?
Zur Zeit (Stand August 2022) würde 1qm Neubau-Wohnfläche in unserem Projekt ca 3.200 bis 3.500 Euro je Quadratmeter kosten - für eine mit natürlichen Baustoffen, hochgedämmte Wohnung - wenn wir die vorhandene Altbausubstanz ausbauen würden. Im Moment scheuen wir wegen der hohen Kosten den Start. Verwaltung, Gemeinschaftseinrichtungen, Pacht etc. müssen ebenfalls finanziert werden. Das alles und die Bedienung der Darlehen müssen über die Mieten reinkommen. Wie hoch die Miete wäre, ist im Moment spekulativ - Baukosten und Zinsen steigen. Aber unter 8,30 Euro kalt kann es nicht liegen. Das ist für unsere Gegend viel. 33% der Baukosten eines Quadratmeters Wohnfläche müssen von dem zukünftigen Bewohner in Form von Genossenschaftsanteilen aufgebracht werden. Ohne diese hohe Eigenbeteiligung geht es leider nicht.

Dort wo Eigenmittel zur Zeichnung von Genossenschaftsanteilen nicht ausreichen, ist eine Fremdfinanzierung nötig. Die Finanzierung liegt in der Verantwortung aller und explizit in der Verantwortung eines jeden Einzelnen. Es wird kein „Finanzierungsprogramm“ angeboten, das man buchen kann. Die Gemeinschaft ist in ihrer Gesamtheit aufgerufen Möglichkeiten zur Finanzierung zu finden und gemeinsam zu verantworten. Das gelingt, wenn wir solidarisch, einander wohlwollend zugewandt und bereit sind gewohnte Muster in Frage zu stellen. Wohnen, miteinander Leben, etwas wagen, finanzieren – das alles gehört zusammen. Das funktioniert nicht? Doch, tut es! Die ersten beiden Strohballenhäuser haben ihre finanzielle Baisis durch dieses wohlwollende Kapital von wohlmeinenden Menschen, durch den beschriebenen Solidar-Mix aufgebaut. Privatdarlehen und Genossenschaftsanteile sind für uns finanziell aber auch energetisch wichtig: sie geben uns den solidarischen Rahmen für dieses Projekt. Danke dafür! Mitmachende sind sehr willkommen. Wie das geht? Hier klicken.
Alles verändert sich - und dann?
Das Leben ist voller Überraschungen und Wendungen, alles Mögliche kann sich entwickeln - oder auch nicht. Solltest du eines Tages aus dem Wohnprojekt wieder ausziehen wollen, erhältst du deine Genossenschaftsanteile zurück. Genossenschaftsanteile sind vererbbar – jedoch nicht das Wohnrecht! Stets entscheiden die Mitglieder über ein JA zu einem neuen Mitbewohner. Erben werden also finanziell abgefunden.